



Hallo und guten Morgen.
Der letzte Samstag war verregnet genug und es fiel schon etwas schwerer mich zu motivieren. Aber der sonntägliche Wandertag muss sein. Egal wann es los geht.
Diesmal war das Ziel bereits am Vortag gesteckt. Mit den groben Vorgaben, Über 20 Kilometer und mindestens 500 Höhenmeter blieb an Rundwanderungen ja nicht mehr viel übrig. Durch die ganzen Baustellen in der Umgebung sollte es auch nicht gerade zu weit weg sein. So wurde kurz einmal im „Archiv“ geschaut welche Wanderwege mir im Frankenwald noch so fehlen. Dabei fiel mein Augenmerk auf den HRW11 – Rennsteigweg. So wurde dieser am Samstag Abend schon ausgewählt.
Sonntag früh ging es dann auch noch relativ zeitig los nach Steinbach am Wald. Bevor am Bahnhof geparkt wurde, ging es noch zum örtlichen Bäcker um ein wenig Verpflegung für unterwegs zu holen. So ging es dann gegen 11:00 Uhr los. Der Wetterbericht kündigte Regen an, welcher natürlich nicht auf sich warten ließ.
Direkt am Startpunkt beginnt man an dem kleinen Rennsteigpark, welcher direkt an der Hauptstraße liegt. Hier kann man vor der Wanderung noch eine kleine Pause einlegen oder nach der Wanderung abschalten und diesen kleinen Park genießen. Viele Rennsteigbezwinger sind an dem kleinen unscheinbaren Park schon vorbei gewandert oder haben hier auch schon Rast gemacht. Denn in dem kleinen Erholungsort ist das Ende der ersten bzw. der Beginn der letzten Etappe des Rennsteigs.
Ich habe mich af Grund der Steigungen des entschieden die Rundwanderung entgegen dem Uhrzeigersinn zu laufen. Wie sich im laufe der Tour heraus stellte, war es genau die richtige Wahl. So beginnt man den HRW11 in dem man am Anfang der Rennsteigstraße folgt. Kurz hinter dem Ortsausgang biegt der Rennsteig dann in den Wald ab. Hier bekommt man schon einmal kurz ein kleines Stück Rennsteiggefühl. Für zumindest erst einmal 500m.
Am Anfang ist der Weg sehr Asphalt lastig nachdem man den ersten Waldweg verlassen hat. Es geht an Ziegelhütte vorbei. Einer kleinen Einöde direkt am Rennsteig. Kurz danach verlasse ich den berühmten Wanderweg und biege ab in Richtung des riesigen Windrades zum Thüringen-Blick. Von hier aus hat man einen wundervollen Rundumblick über den Frankenwald und den Thüringer Wald. Über sanfte Hügel geht es weiter über Lauenhain in Richtung Winterberg. Auf den Hügeln konnte man auf Grund des Wetters die tief hängenden Wolken in den Bergen herum erkennen. Ein wunderschöner Anblick. Nach ca. 6km erreicht man die Schmierkasalm. Hier und auf dem Weg dort hin, sieht man überall die Auswirkungen des Borkenkäfers. Laut Komoot und auch Google Maps soll ich hier durch dichten Wald laufen. Ich durchquere aber kahle gerodete Flächen. Da wo früher einmal dichter Wald stand, hat man jetzt einen Weitblick auf die Umgebung die einem zu Füßen liegen scheint. An der Alm wird einem das besonders deutlich. Hier hat der Wald den Blick auf den Steinbruch Ottendorf frei gegeben.
Über den gleichnamigen Ort geht es jetzt etwas steiler hinunter nach Ludwigsstadt. Kurz vorher musste natürlich noch ein kräftiger Regenschauer einsetzen. Diesmal musste die Regenjacke heraus geholt werden um nicht komplett durchnässt zu werden.
Der Blick von oben lässt schon erahnen was diese kleine Stadt alles zu bieten hat. Geprägt vom Fachwerk und dem Schieferabbau der Umgebung, liegt dieser malerische Ort im Tale der Loquitz. Umgeben vom Thüringer Schiefergebirge und den Höhen des Frankenwaldes, ist es die einzige Bayrische Stadt die nördlich vom Rennsteig liegt. Auf Grund seiner Nähe zur Thüringen, war Ludwigstadt der Grenzbahnhof wo Züge aus Probstzella das erste mal auf westdeutschem Boden hielten. Das 1883 – 1885 erbaute und auch heute noch genutzte Trogenbachviadukt der alten Bahnstrecke von München nach Berlin, ist über der Stadt von weitem schon sichtbar.
Jetzt aber genug Geschichte, wir wandern mal weiter. Immerhin müssen wir jetzt wieder 250 Höhenmeter überwinden.
Am alten Bahnhof geht es jetzt steil bergauf auf den Eisenberg. Wer von hier oben aus zurück blickt, der sieht genau wieviel Höhe er zurück gelegt hat. Das große Windrad bei Lauenhain ist in der Ferne noch schwach zu erkennen. Auch hier oben zeigt sich das Ausmaß der Borkenkäferschäden. Überall sehe ich die gerodeten Flächen und muss unweigerlich an den ganzen zerstörten Lebensraum für Wildtiere, Insekten und Vögel denken. So geht es durch die Reste des Waldes bis zum Schallersbruch. Ein 1886 von einem Bäckermeister gegründeter Schieferbruch. In bis zu 440 Metern Tiefe wurden hier im Laufe von 23 Jahren bis zu 400t Schiefer jährlich abgebaut. Heute kann man von einer kleinen Plattform aus den Bruchrand bestaunen.
Von hier aus wird der trockene Wald langsam grüner und kurz bevor ich wieder auf dem Rennsteig bin, habe ich die 700 Höhenmeter geschafft. Die letzten Kilometer gingen da schon etwas leichter, als der Aufstieg direkt hinter Ludwigsstadt.
Über den Wanderweg gelangt man jetzt auf die Alternativroute des Rennsteigs. Ab hier kann man dann auch dem blauen R folgen. Der originale Rennsteig wird durch ein weißes R gekennzeichnet. Allerdings verläuft er hier direkt an der Bundesstraße entlang. Die Alternativroute führt etwas nördlicher ausschließlich durch die Wälder. Über weiche Waldböden und schmale Pfade geht es hier erst einmal zum roten Turm. Auch wenn es der Name verspricht, so hat an dem Punkt nie ein richtiger Turm gestanden. Der Name entstand durch einen rot angemalten Baumstamm der keine Äste mehr trug. Der „Rotturm“ war ein Jagdsammelplatz der 1650 zum ersten mal erwähnt wurde. Hier gab es für mich die letzte Trinkpause.
Nach ca. 17km kommt man zu einem der vermutlich berühmtesten Orte des Rennsteigs, die Wüstung Waidmannsheil oder auch Waldhaus genannt. In diesem Forsthaus, welches später als Gaststätte genutzt wurde, gründete sich am 24. Mai 1896 der Rennsteigverein. 1988 brannte dieser Ort bis auf die Grundmauern nieder. Hinter der gleichnamigen Schutzhütte findet man noch verschiedene Gedenksteine.
Weiter geht es auf jetzt auf Forstwegen immer weiter dem blauen R folgend. Mein Versuch den Bärenbrunnen zu finden scheiterte an der Wegfindung. So legte ich hier einen kleinen Umweg ein, ohne diesen Brunnen zu sehen. Dafür kommt man aber noch an einigen Quellen und Rastplätzen vorbei. Wer die Zeit hat kann noch einen kleinen Abstecher zu den „3 Brüder“ machen. Ein Gedenkstein für 3 Brüder einer protestantischen Familie welche im Dreißigjährigen Krieg auf dem Weg in das Protestantische Lauenstein an dieser Stelle von Katholiken ermordet wurden. Ich habe diesen Umweg nicht gemacht, da von weitem schon die Kirchenglocken aus Steinbach langsam die Abendstunden einläuteten.
So ging es für mich im zügigen Schritt wieder zurück in Richtung Ausgangspunkt. Sobald man den Wald verlässt, wird man auch schon vom gläsernen Obelisk in Steinbach begrüßt. Ein 8 Meter hoher Obelisk der 2003 errichtet wurde und aus vielen Glasscheiben besteht wlche mit einem Metallgerüst verbunden sind.
Durch den Ort ging es die letzten 100m für mich noch einmal zum Rennsteigpark. Auf den letzten Kilometern begegneten mir immer wieder Wanderer die sich mal mehr oder weniger beeilten um die vorletzte Etappe noch zu schaffen und vermutlich auch hier noch vorbei kommen. Vor 33 Jahren war es noch nicht so einfach den Rennsteig durchgängig zu laufen. Der Verlauf wechselte in vielen Bereichen oftmals die Landesgrenze. Anfang und Ende waren an anderen Orten als Heute. Der Rennsteig auf seiner vollen Länge ist erst seit der politischen Wende wieder durchgängig begehbar. Darauf weisen an dem kleinen unscheinbaren Park zwei sogenannte Brückensteine hin. Ein 4 Tonnen schwerer Sandstein aus Franken symbolisiert die bayrische Seite und ein 8 Tonnen schwerer Felsen aus dem Elbsandsteingebirge symbolisiert Thüringen. Beide stehen für die Verbindung und das Miteinander zwischen Bayern und Thüringen.
Etwas nachdenklich laufe ich zurück zum Auto. Ich bin einen kleinen Teil eines historischen Grenzweges gelaufen, der aber auf Grund von Grenzen doch noch relativ jung ist.